Geschichte
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Das Fach Geschichte
Durch die Beschäftigung mit historischen Ereignissen, Personen, Prozessen und Strukturen können Schülerinnen und Schüler erkennen, dass vergangenes Geschehen mit ihrer Gegenwart zusammenhängt, auf ihr Leben einwirkt und für die Zukunft Bedeutung hat.
(Quelle: Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Kernlehrplan für das Gymnasium – Sekundarstufe I (G8) in Nordrhein-Westfalen, Geschichte. Frechen 2007)
Geschichte besteht nicht nur aus trockenen Jahreszahlen, verstaubten Archiven und längst vergessenen Menschen. Geschichte ist lebendig! Unsere Vergangenheit begegnet uns jeden Tag aufs Neue, in Form von Sprache, Bräuchen, Kulturen und Politik wird uns vor Augen geführt, was es heißt, unsere Vergangenheit zu verstehen.
In der Sekundarstufe II wird der Geschichtsunterricht in der Einführungsphase zweistündig und in den Grundkursen der darauf folgenden Qualifizierungsphase dreistündig unterrichtet.
Ziel des Geschichtsunterrichts ist es, die Schülerinnen und Schüler zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern zu erziehen. Das reflektierte Geschichtsbewusstsein ist dabei von zentraler Bedeutung, sodass Schülerinnen und Schüler in der Lage sind, aktuelle gesellschaftliche Diskussionen kritisch zu begleiten und zu durchschauen. Dazu gehört auch die historische Bedingtheit unserer heutigen Welt zu erkennen, die Ergebnis langer Entwicklungsprozesse ist. Geschichte kann so zur Erklärung der Gegenwart beitragen. Die eigenen Persönlichkeits- und Identitätsbildung wird durch die Beschäftigung mit fernen Zeiten und anderen Kulturen gestärkt. Gerade in der heutigen Zeit ist die Auseinandersetzung mit anderen Kulturen besonders wichtig um die politischen Spannungen verstehen zu können. Die Einübung in multiperspektivisches Denken soll dazu beitragen, sich selbst, die eigene Einstellung und das eigene Verhalten immer wieder kritisch zu hinterfragen. Der Geschichtsunterricht legt so eine wichtige Grundlage für das Zusammenleben und den Dialog der Kulturen in der globalen Welt und bietet die methodische Grundlage für flexibles, differenziertes Denken.
Zeitzeugengespräch
Ehemaliger DDR-Gefangener Alexander Richter zu Gast bei der Q2Am 13.02.2023 besuchte Alexander Richter-Kariger unsere Schule und erzählte von seinem bewegten Leben in der ehemaligen DDR.
Begleitet wurde er von Dr. Frank Hoffmann von der Ruhr-Universität Bochum, dessen Institut für Deutschlandforschung das Zeitzeugen-Projekt wissenschaftlich begleitet.
1949, im Jahr der Gründung beider deutscher Staaten geboren, wuchs Alexander Richter in der DDR auf.
Im Jugendalter begann er, das System kritisch zu hinterfragen.
Allein der Umstand, dass „Jugendliche in Zeiten der Beatles und Rolling Stones Rockmusik hörten, Jungen lange Haare trugen, die Mädchen Miniröcke anzogen“ - all dies seien für "die Partei" Anzeichen der Auflehnung und des unerwünschten Konsums des feindlichen kapitalistischen Westens gewesen, erzählte er.
Als junger Mann schickte Alexander Richter, dessen große Leidenschaft das Schreiben war, Briefe an eine Freundin in Westdeutschland. Darin inbegriffen, die Teile eines Manuskriptes zu einem Roman, in dem das SED-Regime als Unrechtsstaat entlarvt wurde.
Die Stasi war Alexander Richter zu diesem Zeitpunkt schon auf der Spur. Drei Jahre wurde er bespitzelt - seine Wohnung ist zu diesem Zeitpunkt „verwanzt“, er wird belauscht - ehe er 1982 auf offener Straße verhaftet und ins Zuchthaus gebracht wurde. Nach 11 Monaten U-Haft wurde er wegen "staatsfeindlicher Hetze" zu sechs Jahren Haft verurteilt.
Zweieinhalb Jahre später kam er im Rahmen der Häftlingsfreikäufe zwischen der BRD und DDR vorzeitig aus der Haft.
Obwohl froh, endlich raus aus der DDR zu sein: Die Integration als Ostdeutscher in der "alten" BRD empfindet er als sehr schwer. Alles anders, fremd; zumindest sprachliche Barrieren habe er nicht gehabt, erklärt er.
Heute lebt Alexander Richter mit seiner Frau ins Emsdetten und besucht regelmäßig Schulen als Zeitzeuge, um junge Leute zu sensibilisieren und Geschichte erfahrbar zu machen.
Für die Abiturientinnen und Abiturienten ist es eine wichtige Möglichkeit, deutsche Geschichte aus erster Hand zu hören.
Es entstand ein reges Gespräch mit vielen interessanten Fragen und Antworten.
Was ins Bewusstsein gerufen wird, ist die Verantwortung aller, die Privilegien, die wir in unserer Demokratie heute genießen, zu schätzen und zu schützen.
Vergessen dürfen wir nicht, sondern aus der Vergangenheit lernen, ein Geschichtsbewusstsein zu entwickeln, um unsere Gegenwart und die Zukunft zu gestalten.